Wir sind ein lebendiges Netzwerk, das für Fragen der Umweltgerechtigkeit sensibilisiert und die demokratische Beteiligung der Betroffenen von Umweltproblemen stärkt. Wir verbinden Akteure aus Wissenschaft, Planung und Zivilgesellschaft. Wir schaffen analoge und digitale Kommunikationsräume und initiieren gemeinschaftliche Forschung.
Leitbild
Das sich verschlechternde Klima und die vielfältigen Umweltkrisen betreffen verschiedene demografische Gruppen auf unterschiedliche Weise, was beispielswiese zu Gesundheitsschäden und Einkommensausfall für Milliarden von Menschen führen kann. Auch sind vielerorts einkommensschwache Mieter*innen, die in der Nähe von verkehrsreichen Straßen leben, deutlich höheren Emissionen ausgesetzt als der Rest der lokalen Bevölkerung. Weltweit gehen Menschen auf die Straße, um für wirksame Maßnahmen gegen den Klimawandel und für Generationen- und Klimagerechtigkeit einzutreten. Ebenso klagt ein peruanischer Kleinbauer vor dem Oberlandesgericht Hamm gegen den Energiekonzern RWE, weil er seine Existenz von dem in Deutschland ausgestoßenen CO2 gefährdet sieht. Währenddessen protestieren jedoch in Frankreich zehntausende Menschen gegen die Einführung einer CO2 Abgabe. Diese Beispiele zeigen: Die Umwelt- und Klimakrise ist in unserem Alltag angekommen und wirft neue Verteilungs- und Gerechtigkeitsfragen auf, die nicht einfach zu beantworten und nur unter Beteiligung der Gesellschaft zu lösen sind. Dies liegt daran, dass ein möglicher Weg zu wünschenswerteren Zukunftsperspektiven die Mehrheit der Weltbevölkerung die Lebensweisen aller Menschen und die vorherrschenden Entwicklungsmodelle in Frage stellt.
Ziel des EnJust-Netzwerkes Umweltgerechtigkeit ist die Förderung des Austausches zwischen Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Die gegenwärtigen Transformationsprozesse erfordern, dass wir uns gegenseitig zuhören und bereit sind, voneinander zu lernen. Umwelt- und Klimagerechtigkeitsfragen sind komplex. Deswegen ist es aus unserer Sicht notwendig, verschiedene Perspektiven zu hören und darauf aufbauend nach gemeinsamen Lesarten zu suchen. Da bisher kaum deutschsprachige Formate zur Förderung eines inter- und transdisziplinären Austausches zu Umwelt- und Klimagerechtigkeit bestehen, haben wir uns dazu entschlossen, zur Schließung dieser Leerstelle beizutragen. Das EnJust Netzwerk soll also neue Impulse für vielfältige Kooperationen zwischen Forschung und Praxis setzen und gemeinschaftliche transdisziplinäre Forschung unterstützen.
Insbesondere will das EnJust-Netzwerk innovative Forschung, Dialoge und wirksame Maßnahmen zu den folgenden Fragen der Umwelt- und Klimagerechtigkeit fördern:
– Wer oder was erfährt neue oder verschärfte Formen der Ungerechtigkeit als Folge des rasanten Klima- und/oder Umweltwandels?
– Welche politischen Strategien, welche sozialen und wirtschaftlichen Prozesse – auf welcher Ebene – können dazu beitragen, die Lasten aus dem Klimawandel und dem Umweltschutz gerechter zu verteilen?
– Welche innovativen Formen der Kommunikation von Umweltgerechtigkeit und gerechtigkeitsbasierten Antworten auf Klima- und Umweltkrisen gibt es?
Wissenschaft und Aktivismus
Innerhalb des EnJust-Netzwerks werden fortwährend Fragen nach der Rolle von Wissenschaft in Bezug auf Aktivismus, alternativen Wissenssystemen und dekolonialen Gedanken in Bezug auf Umweltgerechtigkeit diskutiert. Dabei ist eine breite Spanne an Meinungen im Netzwerk vorhanden. Wir freuen uns über die vielfältigen Diskussionsansätze.
Geschichte des Netzwerks
Das EnJust-Netzwerk wurde 2018 am Geographischen Institut an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel von Silja Klepp, Florian Dünckmann und Jonas Hein initiiert. Zu den meist wissenschaftlichen Gründungsmitgliedern zählen neben Geograph*innen auch Rechtswissenschaftler*innen, Philosoph*innen und Politikwissenschaftler*innen. Als ersten Schritt organisierte diese Gruppe eine internationale Konferenz zum Thema Umweltgerechtigkeit, die im Juni 2019 Praktiker*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen nach Kiel führte. Diese Konferenz, auf der auch die Webseite offiziell online ging, schaffte einen ersten analogen Kommunikationsraum. Künftig wünschen wir uns sowohl on- als auch offline einen regen Austausch.
Wir freuen uns sehr über neue Mitglieder. Um mehr zu erfahren, klicken Sie hier.