
6. internationale EnJust-Konferenz – 3. bis 5. Dezember 2025 in Bonn
“Offsetting Justice? Environmental justice in the age of market and militarized conservation”
Das EnJust Netzwerk wurde 2019 am Geographischen Institut der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel von Silja Klepp, Jonas Hein und Florian Dünckmann gegründet. Ziel des Netzwerks ist es, für Fragen der Umweltgerechtigkeit zu sensibilisieren und die demokratische Beteiligung derjenigen, die von Umweltproblemen betroffen sind zu stärken. Darüber hinaus sollen Akteur:innen aus Wissenschaft, Planung und Zivilgesellschaft vernetzt, Kommunikationsräume geöffnet und gemeinsame Forschung initiiert werden. Mit rund 400 Mitgliedern aus 40 Ländern verbindet das Netzwerk Menschen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen (unter anderem Geographie, Politikwissenschaft, Biologie, Rechtswissenschaft, Philosophie, Wirtschaftswissenschaft) sowie aus künstlerischen und aktivistischen Bereichen.
Die sechste internationale EnJust Konferenz fand vom 3. bis 5. Dezember 2025 am German Institute of Development and Sustainability (IDOS) in Bonn statt. Das Thema war „Offsetting Justice? Environmental justice in the age of market and militarized conservation “. Über 60 Wissenschaftler:innen, Künstler:innen und Praktiker:innen aus Afrika, Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika nahmen teil. Die Konferenz bot Fachsitzungen, Vorträge, Gruppendiskussionen, künstlerische Aufführungen und Ausstellungen.
Der zentrale Fokus lag auf Gerechtigkeitsfragen im Kontext marktbasierter Naturschutzansätze, insbesondere sogenannter Offsets wie freiwillige Kohlenstoffmarktprojekte oder Biodiversitätsoffsets. Diese Ansätze wurden anhand internationaler Fallstudien analysiert, beispielsweise aus Brasilien, Mexiko, Westafrika und Indonesien. Dabei zeigte sich, dass solche Projekte häufig bestehende Machtasymmetrien verstärken und zu Konflikten um Landrechte, Ressourcen und Entscheidungsbefugnisse führen können. Auch ökologische Unsicherheiten, wie die problematische Messbarkeit von Biodiversität und die Schwierigkeit, langfristige Effekte zu bewerten, wurden kritisch diskutiert.
Diese Diskussion knüpft an zentrale Konzepte der Umweltgerechtigkeit an, die die sozialen, ökologischen und politischen Folgen von Naturmarktorientierung kritisch hinterfragen. Dabei wurde diskutiert, inwiefern marktbasierte Instrumente soziale Ungleichheiten verschärfen oder abmildern können.
Ein weiterer Schwerpunkt war die kritische Auseinandersetzung mit militarisierten Formen des Naturschutzes. Forschungen aus Kolumbien, Ecuador und der Karibik zeigten, dass sicherheitsorientierte Maßnahmen häufig zur Kriminalisierung von Kleinbäuer:innen, Fischer:innen oder indigenen Gruppen führen. Traditionelle Nutzungsrechte und Lebensweisen werden dadurch erheblich eingeschränkt. Gleichzeitig wurden Beispiele kollektiver Selbstorganisation vorgestellt, die Alternativen zu solchen repressiven Schutzpolitiken aufzeigen.
Künstlerische Formate wie Performances, Installationen und kreative Erzählweisen ermöglichten es, Umweltgerechtigkeit erfahrbar zu machen und alternative, mehr-als-menschliche Gerechtigkeitskonzepte zu diskutieren. Diese Perspektiven erweitern die analytische Debatte um kreative und emotionale Zugänge und machen soziale und ökologische Ungleichheiten sichtbar.
Die Konferenzteilnehmenden entwickelten Thesen und Handlungsempfehlungen, um Natur- und Klimaschutz sozial gerechter zu gestalten. Dabei wurden landrechtsbasierter Naturschutz, die faire Umsetzung bestehender Umweltgesetze, die Beschränkung auf in-situ-Biodiversitätsoffsets sowie die gezielte Förderung indigener Gruppen und Kleinbäuer:innen als zentrale Maßnahmen hervorgehoben. Partizipative Entscheidungsprozesse auf lokaler Ebene wurden als entscheidend für die Verbindung von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit bewertet.
Weitere Details findest Du in dem Book of Abstracts:
Das war das Programm der Konferenz:
Hier ein paar Bilder:



Fotos von: Kim Nierobisch & Paula Deppenbrock

