Der EnJust-Workshop Kiel 2019 wurde mit einer Grundsatzrede von Gordon Walker (Environment Centre, Lancaster University, UK), einem der führenden Geographen auf dem Gebiet der Umweltgerechtigkeit, eröffnet.
Sein Vortrag mit dem Titel „Umweltgerechtigkeit in Raum und Zeit: die Öffnung von Zeitlichkeiten“ beleuchtete die Zeitlichkeit von Gerechtigkeitsfragen. Während die verschiedenen räumlichen Komponenten der Umweltgerechtigkeit bereits eingehend betrachtet wurden (z.B. räumliche Verteilung der Umweltkosten, Geographie der Verwundbarkeit oder Verantwortung), wurden die zeitlichen Muster von Umweltkrisen bisher weitgehend ignoriert. Beispielsweise können viele soziale Folgen von Umweltproblemen als eine Form langsamer Gewalt beschrieben werden, eine subtile Form sozialer Gewalt, die nur über lange Zeiträume wirksam und schwer zu erkennen und noch schwieriger zu beweisen ist. Darüber hinaus muss auch den Rhythmen des gesellschaftlichen Lebens mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, um zu analysieren, in welcher Weise z.B. bestimmte Bevölkerungsgruppen allein durch ihre Routine im Handlungsbereich bestimmten negativen Umweltfaktoren (z.B. Feinstaubbelastung durch Pendler) besonders ausgesetzt sind. Mit seinem Plädoyer für mehr Zeitsensibilität eröffnet Walker eine ganz neue Dimension in der Analyse von Fragen der Umweltgerechtigkeit.